Günter Schmölders (* 29. September 1903 in Berlin; † 7. November 1991 in München) war Wirtschaftswissenschaftler, Finanzwissenschaftler, Finanzsoziologe und Sozialökonom. Promoviert 1926 von Heinrich Herkner mit einer Arbeit über das Alkoholverbot in den Skandinavischen Ländern wandte sich Schmölders der Finanzwissenschaft zu und habilitierte sich 1931 ebenfalls in Berlin mit einer Arbeit über Verbrauchssteuern. 1934 übernahm Schmölders einen finanzwissenschaftlichen Lehrstuhl in Breslau, 1940 wechselte er nach Köln. Seine Tätigkeit in der Zeit des Nationalsozialismus ist widersprüchlich. Einerseits trat er 1933 in die NSDAP ein und war für wenige Jahre auch Mitglied der SS, aus der er 1937 austrat. Andererseits war er in Kontakt mit der Widerstandsgruppe des Kreisauer Kreises und arbeitete gemeinsam mit den Ökonomen der Freiburger Schule an einer marktwirtschaftlichen Nachkriegsordnung. Das Stiftungskuratorium hat 2023 die Biographie des Stifters während des Nationalsozialismus untersuchen lassen (siehe rechte Menüleiste).
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Schmölders 1947 in Köln das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut an der Universität Köln und schuf durch seine umfangreiche Forschung auf dem Gebiet der Finanz- und Steuerpolitik die Voraussetzung für eine Steuerreform, die erstmals auch finanzpsychologische Aspekte einbezog. 1958 gründete Schmölders in Köln die Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik, in der Theorien über ökonomisch relevantes Verhalten unter Rückgriff auf Erkenntnisse der Psychologie, Sozialpsychologie und Soziologie erstmals interdisziplinär mit den Mitteln der empirischen Sozialforschung überprüft und analysiert wurden. Mit diesen Studien etablierte er u. a. die Steuerpsychologie in der Finanzwissenschaft und verhalf ihr zu neuen Erkenntnissen über Verhalten, Einstellungen, Emotionen und Motivationen der Steuerzahler gegenüber der Besteuerung. 1960 veröffentlichte er in Das Irrationale in der öffentlichen Finanzwirtschaft erste empirische Befunde über Steuermoral und Steuerwiderstand in Deutschland. Damit begründete Schmölders die sozialökonomische Verhaltensforschung als empirische Wissenschaft.
Von 1950 bis zu seiner Emeritierung 1973 leitete er das Finanzwissenschaftliche Seminar sowie das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut an der Universität zu Köln. 1959 gründete er zusammen mit Erwin K. Scheuch die erste Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik im europäischen Raum. Außerdem war er Mitbegründer des Zentralarchivs für empirische Sozialforschung und des Mittelstandsinstituts. Zweimal wählte man ihn zum Dekan der WiSo-Fakultät (1951-52 und 1960-61) und für die Amtszeit von 1965-66 zum Rektor der Universität zu Köln. Er war Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen, Schatzmeister des Vereins für Socialpolitik und von 1968 bis 1970 Präsident der Mont Pèlerin-Society.
Der Nachlass von Günter Schmölders befindet sich im Archiv der Hoover Institution an der Stanford University. Ein Teilnachlass befindet sich im Bayerischen Wirtschaftsarchiv in München.
Zum Weiterlesen:
Schmölders, Günter: „Gut durchgekommen?“ Lebenserinnerungen. Duncker & Humblot, Berlin 1988
Rieter, Heinz, „Schmölders, Franz Hermann Günter“ in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 257-259 [Onlinefassung];
URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118609351.html
Vollständige Bibliographie von Günter Schmölders wissenschaftlichem Werk bis 1973 »